Unser erstes halbes Jahr mit Lara

Lara
Lara suchte ein neues Zuhause (2018)

Im Juni 2018 fand der Akita-Oldie Lara ein neues Zuhause.

im Dezember 2018

Mitte Juni 2018 haben wir Lara mit fast 8 Jahren aus einem Nachlass übernommen. Der Besitzer war Ende April nach langer Krankheit mit 84 Jahren verstorben und hinterließ Lara, die über Akita in Not in einer Hundepension lebt.

Als ich die Fotos von Lara sah, war ich sofort verliebt in diesen Hund, ich kam nicht dagegen an. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Hund in dem Alter ohne Familienerfahrung jemals aus einem Tierheim, in dem er irgendwann gelandet wäre, herausgeholt würde. Mir tat Lara unheimlich Leid, auch weil sie in der letzten Zeit so furchtbar viel herum geschoben worden war.

Eigentlich brauchten wir gar keinen Hund…

Trotzdem, eigentlich passt ein Hund ja gar nicht. Wir haben dann „was wäre denn, wenn…“  gespielt und überlegt, ob es wirklich machbar wäre, diesen Hund zu übernehmen (Grundstück bzw. Zaun, Größe des Hundes, meine Unerfahrenheit, Charakter des Hundes, etc.). Ich schlug dann vor, doch mal zu der Hundepension zu fahren, um den Hund mal anzuschauen. Wer weiß, vielleicht kommt er ja gar nicht  in Frage, wenn man ihn dann mal persönlich sieht. Na klar….

Kurz und gut, nach einer Stunde mit Lara waren wir sicher: dieser Hund ist es.

Lara

Lara zog bei uns ein. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich so schnell an ein Tier gewöhnen und es so lieben kann. Sie ist ein totaler Prioritätenverschieber, es ist so toll, sie um sich zu haben und die Fortschritte zu sehen, die sie in Sachen Vertrauen macht.

Als wir Lara Mitte Juni 2018 bekamen, lagen wir insgesamt mit unseren Eindrücken, die wir anfangs von Lara bekamen, total daneben.

Coolness und Vertrauen

Am Anfang blieb Lara sehr viel für sich, zog sich, wann immer es ging, auf den Treppenabsatz zurück und lag dort wie eine Sphinx. Na gut, dachten wir, die Rasse ist laut Lehrbuch ja auch sehr für sich, alles normal. Beim ersten Gewitter zum Beispiel war der Hund so was von cool – dachten wir zumindest. Das zweite Gewitter irgendwann im Juli spielte sich schon deutlich anders ab. Lara suchte unsere Nähe und rannte aufgeregt hin und her. Also doch nicht so cool. Beim dritten Gewitter irgendwann Ende November morgens um 6 Uhr kam sie in unser Schlafzimmer geschossen und versteckte sich in unserer Nähe. Da hatte sie das erste Gewitter wohl alleine mit sich selbst ausgemacht.

Lara

Bürsten genießen lernen

Bei der Abholung von Lara aus der Hundepension sollten wir noch dem Bürsten beiwohnen, damit wir lernen, wie es richtig geht. Gegen den Strich, mit Maulkorb. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung von Hunden, aber das kam mir nicht richtig vor. Sie gebärdete sich wie ein wildes Tier, ich dachte mir: was mutest Du Dir da zu. Auch mein Lebensgefährte war nicht davon überzeugt, obwohl der früher 4 Hunde zu Hause gehabt hatte. Bei uns ließ sie sich mit 2-3 Strichen bürsten, dann ging sie knurrend weg. Zwischenzeitlich hatte ich das Clickern in der Hundeschule gelernt und dachte mir, wieso nicht die Angst, die sie offenbar hat, wegclickern. Also habe ich mir an einem Freitagnachmittag einen großen Topf mit Leckerchen, den Clicker und die Hundebürste geschnappt. Mit viel Geduld, ruhigem Zureden, viel Lob und natürlich reichlich Leckerchen haben wir zwischendurch immer wieder geübt. Mit dem Ergebnis, dass sie sich ab Sonntagnachmittag überall bürsten ließ. Sie ließ mich zwar wissen, sieh zu, dass Du fertig wirst, aber sie ließ es zu. Nach 4 Monaten, in denen es immer besser wurde und sie das Bürsten auch immer länger zuließ, reckte sie mir sogar den Hals zu und signalisierte, wenn ich mich dem Hinterteil widmen wollte: nee, hier vorne weitermachen. Sie drehte sich so um, dass die Bürste wieder auf Kopfhöhe war und sie schließt die Augen dabei. Zumindest sieht es so aus, als ob sie es sehr genießt.

Da der Sommer 2018 ja sehr heiß war, lebten wir sozusagen draußen. Nach wenigen Wochen bemerkten wir, dass Lara immer häufiger und immer länger nach draußen kam, um bei uns oder zumindest in unserer Nähe zu sein. Zwischendurch ging sie immer wieder ins Haus – was natürlich auch mit den kalten Bodenfliesen zu tun haben kann – aber nach einiger Zeit kam sie immer wieder und immer öfter zu uns zurück.

Lara am See

Andere Hunde werden interessant

Anfangs ignorierte sie andere Hunde komplett. Nicht nur, dass sie auf Bellen, Knurren oder keifen nicht reagierte, das macht sie bis heute nicht, das ist ihr einfach egal. Aber sie wollte auch nicht mit anderen Hunden spielen. Wir wissen nur, dass der Vorbesitzer Lara nur für sich haben wollte, selbst die Nachbarn sollten sie nicht streicheln. Von daher können wir nur mutmaßen, dass sie den Umgang mit anderen Hunden einfach nicht kannte. Inzwischen balgt sie sehr gerne mit Hunden ihres Formats und quiekt auch freudig, wenn wir auf andere Hunde treffen, die ihren Vorstellungen entsprechen. Kleine Hunde interessieren sie nach wie vor nicht. Es gibt zwei Berner Sennhunde, die ihr auch in Sachen Größe und Gewicht ähnlich sind. Außerdem gibt es Ole, den Elo, den sie heiß und innig liebt. Inzwischen wird sie ihm manchmal sogar lästig, das war am Anfang umgekehrt  :-).

Freilauf

Seit September können wir Lara auch frei laufen lassen. Dies haben wir bei einem Wohnmobilurlaub geübt. Zu 90 % hört sie wirklich gut. Manchmal ist sie aber auch furchtbar stur und ich stehe am Wiesenrand und muss aufpassen, dass ich mich nicht vor anderen Spaziergängern blamiere, weil ich mir die Seele aus dem Leib rufe. Andererseits gehorcht sie ganz wunderbar, wenn sie vor einem Eichhörnchen steht. Sie darf gucken, muss aber stehenbleiben. Wenn ich sie dann rufe, kommt sie sofort. Natürlich rennt sie hinterher, wenn ich nicht aufpasse, aber die sind sowieso schneller als unser kleiner Bär.

Lara im Wohnmobil

Irgendwann fing Lara an, mit ins Schlafzimmer zu kommen, wenn wir schlafen gehen wollten. Als wir sie bekamen, hatten wir ihr die Option geboten, aber sie wollte nicht. Sie schlief überall: im Flur, Wohnzimmer, Treppe, aber nicht bei uns. Irgendwann bekamen wir raus, dass sie erst hochkommt, wenn der letzte von uns nach oben geht, offenbar will sie das Rudel zusammenhalten. Inzwischen weiß sie, dass sie tagsüber dort ihre Ruhe hat und verbringt auch sonst gerne Zeit dort. Und wehe, es kommt einer rein und stört…. Dann schaut sie gerne beleidigt an die Wand oder ignoriert uns, es ist schon ziemlich witzig.

Lara

Streicheln zulassen – das kann man lernen

Derzeit üben wir das Streicheln und Kuscheln. Irgendwann haben wir von den alten Nachbarn erfahren, dass der Vorbesitzer den Hund zwar gut erzogen und gefüttert hat, ansonsten aber kein liebes Wort hatte und sie auch mal mit dem Gehstock geschlagen hat. Sie soll dann Platz machen, was unter großem Geknurre auch geht. Wenn man sie dann hinter den Ohren streichelt, den Po massiert, etc., weicht das Knurren einem wohligen Gurren. Hört man auf oder ändert die Sitzposition, wird wieder geknurrt. Wenn wir ihr sagen: hör mal zu, wenn Du knurrst, gehe ich weg, und wir rücken dann an die Seite, kommt sie sofort hinter uns her und will weitermachen. Normalerweise geht sie einfach weg, wenn sie etwas nicht will. Für uns ist dies ein Zeichen, dass sie das Streicheln eigentlich schon mag, aber vielleicht noch nicht richtig damit umgehen kann. Manchmal legt sie ihren Kopf auf meine Schulter und drückt sich an mich, da geht mir immer das Herz auf…

Lara

Wir sind schon sicher, dass es Lara bei uns gefällt, denken aber auch, dass in Sachen Vertrauen von ihrer Seite noch Luft nach oben ist. Es ist toll, wenn man immer wieder und immer noch die Fortschritte sieht, die wir mit diesem Hund machen. Sicher macht sie es uns sehr leicht, da sie ja kein Problemhund mit schwieriger Vergangenheit ist. Aber dies ist sicher nicht der letzte Akita, den wir als „second hand Hund“ halten, das ist für uns ganz klar.

Werne, 31.12.2018
Barbara Hermwille

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