Kira5 suchte ein neues Zuhause (2017)
Im August 2017 fand die fast blinde Kira5 (Ungarn) ein neues Zuhause.
im Januar 2019
Wir lasen bei „Akita in Not“ den Aufruf: rettet die fast blinde Kira5, weil sie in der ungarischen Tötung nur noch wenige Tage hätte leben dürfen. Wir waren betroffen und überlegten, was wir tun könnten, um die arme Maus zu retten. Hatte ihr Vorbesitzer sie doch bereits 4 Jahre eingesperrt, sie in einem Kerker für die Zucht missbraucht. Als sie sich beim Versuch auszubrechen den Kalk von der Wand in die Augen gekratzt hatte, half er ihr nicht. So nahm das Schicksal wohl unter unbeschreiblichen Schmerzen seinen Lauf.
Dieser Hund hatte es verdient noch schöne Jahre zu erleben, da waren mein Mann und ich uns sehr schnell einig. Doch hatten wir bereits seit 4 Jahren den Akitarüden Nikita aus dem Tierschutz, der zu Beginn auf jeden anderen Hund egal welcher Größe und welchen Geschlechts mit wahnsinniger Leinenaggression und Übersprungsbeißen reagierte. Gezielte Kontakte klappten inzwischen recht gut, was aber, wenn die beiden sich nicht verstehen würden? Wir sind eingebettet in ein Netz von vielen Tierschützern und Hundeliebhabern und dachten, dann wird es eine andere Lösung geben, alles besser als zu sterben.
So standen wir im August 2017 morgens um 3 Uhr an einer Raststätte in Kassel und nahmen ein kleines zusammengekrümmtes, nicht laufen könnendes und stinkendes Etwas in Empfang, das nicht im Entferntesten an einen stolzen Akita erinnerte. Unserem unsicheren Rüden gefiel direkt die demütige Haltung der kleinen Maus. Wir verbrachten eine kurze aber entspannte Nacht im gebuchten Hotelzimmer, in dem wir beide Hunde im Abstand angeleint hatten.
Zu Hause taute Kiraly direkt und sehr schnell auf. Es dauerte ein paar Tage bis wir sie verstanden und lernten mit ihren Ängsten, Albträumen und Panikattacken umzugehen. Unser Rüde war zunächst noch etwas irritiert, weil Kiraly auf seine Zeichen nicht so reagierte, wie Hunde das normalerweise tun.
So kam es zu einem Missverständnis, als Kiraly auf der Flucht vor dem Rasenmäher angespannt in ihn hineinlief, und er dachte sie wolle ihn angreifen. Da wir direkt regulierend eingreifen konnten, schüttelten sich alle, und der Vorfall war vergessen. Von da an spielen sie ausgelassen miteinander.
Kiraly eroberte sich schnell ihr neues Zuhause, sie lernte nach und nach die Treppen ins obere Stockwerk zu bewältigen, sie bewegte sich immer freier und ausgelassener im Garten. Es gibt nicht einmal Futterneid oder Revierkämpfchen um den Lieblingsplatz, obwohl Kiraly sehr futteraffin ist. Wenn sie einmal versucht an den anderen Napf zu schleichen, überlässt der Große ihr sein Futter, wenn wir nicht regulierend eingreifen.
Kiraly ist inzwischen vollständig erblindet, aber das stört sie nicht. Sie hat sich erkämpft, dass auch sie am Fahrrad laufen darf. Seit einem Jahr macht sie das täglich mit großer Freude, immer wieder im gestreckten Galopp, ihre einzige Möglichkeit, sich richtig auszupowern. Sie hebt das Bein auf eine Parade hin, wenn Stufen zu bewältigen sind. Beim Mantrailing macht sie große Fortschritte und ist auch da begeistert dabei. Kiraly fühlt sich inzwischen auch in fremder Umgebung sicher, solange wir bei ihr sind und beweist eine unglaubliche Geschicklichkeit sich in fremder Umgebung zurecht zu finden.
Die beiden Hunde sind ein Herz und eine Seele. Unser Rüde profitiert so sehr von der Ruhe der Hündin anderen Hunden gegenüber. Wir genießen es sehr nach unserem Problemrüden eine so einfache Hündin bekommen zu haben, für die die Qualen offensichtlich der Vergangenheit angehören. Wir sind ein sehr glückliches Rudel und können uns ein Leben ohne genau diese beiden Hunde gar nicht mehr vorstellen.
Manchmal muß man wohl auch gegen die Vernunft und die Unkenrufe aller einfach mutig sein :-)
im Januar 2019
Andrea Dammrich
siehe auch
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letzte Änderung: 11. April 2021