Becks – ein Senior gibt nochmals alles

Bericht über den vermittelten Nothund Becks

Becks
Becks suchte ein neues Zuhause (2012)

Im November 2012 fand der 11-jährige Akita Inu-Kanadischer Schäferhund-Mix-Rüde Becks bei Katharina Zeitz und ihrem Hund Max ein neues Zuhause.

im November 2012

So jetzt komme ich endlich auch mal zu Wort.

Mein Name ist Becks (wobei schon überlegt wurde, ob Samson oder Arslan wie der Löwe aus „Die Chroniken von Narnja“ besser passen würde, mir ist das wursch, ich bin eben ich, dafür gibt’s gar keinen perfekten Namen) und ich zähle wohl schon zu den Senioren, aber nur rein äußerlich, versteht sich doch wohl von selbst.

Ich kann euch sagen, als ein Vertreter der japanischen Rasse Akita hat man es echt nicht leicht. Noch heute werde ich häufig missverstanden und auch meine jetzige Futterspenderin („Dosenöffnerin“ wäre dann doch zu degradierend) hatte es oft schwer für mich als Akita im Tierheim eine Lanze zu brechen.

Es hieß zu oft, dass ich einfach eben zu stur sei und sie müsste sich halt durchsetzen, wenn ich nicht laufen wolle, dann müsse sie mich eben mit Gewalt ziehen usw.

Deswegen musste sie nicht selten weinen, weil sie mir doch helfen wollte, aber leider zu wenig Leute überhaupt Ahnung hatten, was einen Akita ausmacht und dass auch bei einem Akita nicht immer alles automatisch „Sturheit“ sein muss.

Zum Beispiel konnte sie schon damals erkennen, ob ich nicht weiterlaufen wolle, weil ich „bockte“ oder weil ich echte Probleme hatte, weil mich zum Beispiel die Sonne zu sehr blendete … mir in den Augen weh tat.

BecksJa ich habe sogar eine Sonnenbrille, okay nicht von Ray Ben … oder wie die teuren Dinger heißen, aber sie erfüllt ihren Zweck, denn meine Augen sind sehr empfindlich, wenn die Sonne zu stark scheint. Die Leute im Tierheim lachten erst, dachten wohl meine Kumpeline ( Frauchen oder Herrchen haben wir Akitas nicht, bestenfalls haben wir Kumpels…) würde das aus Gag machen, wie bei den Modehündchen mit Schleifchen usw.

Aber gerade ich als Akita würde mir nie so etwas gefallen lassen, wenn es nicht sinnvoll wäre und mir helfen würde, also bitte, soweit sollte man uns Akitas schon kennen.

Es ist eh schon sehr schwer für Rassen wie uns, aber im Tierheim ist es erst richtig schrecklich. Damit will ich niemandem einen Vorwurf machen (außer den Leuten, die uns erst als Babys niedlich finden, anschaffen und dann weil sie nicht klar kommen, einfach ins Tierheim bringen oder aussetzen usw.)

Leider kennen wohl immer noch nur sehr wenige Leute die speziellen nordischen Rassen wie Akita usw. und vor allem deren Charaktere und wie man damit umgehen sollte. Wenn man uns einfach nur mit dem Begriff „stur“ meint beschreiben zu können, dann finde ich das echt zum kotzen – wie dumm doch solche Menschen sind. Nur weil ich mich nicht wie ein Sklave für den Menschen zum Affen machen lasse, bin ich doch nicht automatisch einfach nur stur oder dumm.

Naja meiner jetzigen Kumpeline musste ich das auch erst mal beibringen, wir hatten anfangs so unsere Differenzen, aber ich denke, dass ich ein guter Lehrmeister bin und sehe bei ihr noch Entwicklungsmöglichkeiten.

Jetzt endlich bin ich ihr neuer Mitbewohner. Das war gar nicht so einfach, wie ihr vielleicht denken würdet, lag aber nicht an mir – weiß auch nicht, wieso die Leute immer so ein Drama draus machen, nur weil wir Akitas eben verteidigen, was uns lieb und wert ist, oder wir eben darauf bestehen, dass wir die klügeren Hunde sind und die anderen Hunde dies gefälligst akzeptieren sollen, sonst müssen wir es denen eben „einbläuen“.

Meine Kumpeline war sich wohl nicht sicher, ob sie dem gewachsen ist und ob es mit ihrem unkastrierten Rüden klappt … das Lämmchen …. Okay, will jetzt nicht gemein sein, sie liebt ihren Max ja auch total und betont immer, wie froh sie ist, dass sie auch so einen Hund hat, und ich auch froh sein sollte, sonst hätte es gar nicht funktioniert.

Pahhh, als ob ich nicht auch dazu beigetragen hätte, jawohl – also echt, dabei habe ich mich doch so bemüht und das ist für mich als Akita nun echt eine Herausforderung.

Meine Kumpeline nahm eines Tages einfach noch andere Ausführer mit auf den Spaziergang, welche dann ihren Hund Max führten, sie wollte wohl schauen, wie ich darauf reagiere. Aber was soll ich denn tun, wenn da ein Lämmchen hinterherwatschelt?

Den puste ich doch um, wenn ich nur mal ausatme und ich wollte den armen Kerl ja nicht erschrecken. Nein, das war kein Gegner, der stellte meine Fähigkeiten nicht in Frage. Der ist eher so der „Denkertyp“ – oder so „esoterisch angehaucht“ – ihr wisst schon, diese Typen, die wirken, als hätten sie ’nen Joint geraucht und dann nur noch von „Peace“ reden. Jedenfalls war sie wohl zufrieden und ich durfte das erste Mal mit zu ihr nach Hause.

Becks und Max

Warum auch immer, für mich ist das Wohnzimmer erst mal tabu – sie meinte, es sei doch sicherer, wenn sie mich und Max trennt. Also kam ich ins Schlafzimmer, davor ein Kinderabsperrgitter (damit ich dennoch nicht ganz abgeschlossen bin und sie sehen kann, wenn sie nicht bei mir im Raum ist), ich war anfangs total unruhig, lief hin und her und hechelte sehr viel.

Sie machte sich schon Sorgen, ob sie mir da doch zuviel zugemutet habe, ob ich nicht doch den Außenzwinger vermisse, wo ich im Tierheim draußen lebte. Aber nach einer Weile merkte sie, dass ich nur „gestresst“ war, weil es immerhin was neues für mich war. Meine letzte Erfahrung in einem Zuhause war nicht toll: irgendwann informierten die Nachbarn meines damaligen Besitzers das Ordnungsamt, weil sie Mitleid mit mir hatten, denn hatten bemerkt, dass ich jetzt allein wohnte und der Besitzer nur ab und zu vorbeikam, um mir mal was zu essen zu bringen. Dementsprechend sah ich aus, als ich im Tierheim ankam: abgemagert, total apathisch – habe nicht mal meine Kumpeline erkannt, welche mich doch früher umsorgte). Woher sollte ich also jetzt wissen, was diesmal auf mich zukommt?

Außerdem gibt ein Akita naturgemäß nicht gern die Kontrolle ab und auch ich wollte bzw. konnte das nicht. Im Tierheim war ich es gewohnt, immer meinen Zwinger zu bewachen, und war es so stressig, weil immer wieder Leute mit motzigen Hunden an mir vorbeigingen, ich einmal, mit Glück zweimal am Tag nur ausgeführt werden konnte, also nie so richtig zur Ruhe kommen konnte.

Kennt ihr das? Wie eine Art Bereitschaftsdienst, aber leider einer, der erstens nicht honoriert wird und außerdem Jahre dauern kann– und manche armen Socken müssen dies bis zu ihrem Tode aushalten. Okay, soweit so gut, ich fing an, die Ruhe zu genießen und auch die Streicheleinheiten von meiner Kumpeline, früher hatte ich dafür kaum Nerv und Zeit, musste doch cool bleiben und immer aufpassen. Dann musste sie mich wieder ins Tierheim zurückbringen, das war echt schei….Leute.

Endlich mal chillen und bumms, da kommt wieder der Stress und die anderen ignoranten nervigen Köter im Tierheim. Aber meine Kumpeline nahm dies als Gelegenheit direkt mal zu versuchen, ob sie es schafft, mit mir und ihrem Max gemeinsam Gassi zu gehen.

Es ging ja auch darum, das Tierheim zu überzeugen, dass sie mir gerecht würde. Schließlich wollte sie mir gern die Chance geben, dafür brauchte sie aber auch eine Chance vom Tierheim. Oh man, die war vielleicht nervös….dachte wohl immer, dass ich mich auf ihr Lämmchen stürzen will.

Weiß gar nicht, warum die Menschen immer so nervös und unsicher sind, aber wenn wir Akitas Sicherheit und Coolness zeigen, dann kommen sie damit auch nicht klar, anstatt daraus zu lernen. Das ging so fast ne Woche hin und her. Dabei genoss ich die Autofahrten, die sich ergaben, weil eine nette Gassiführerin mich und meine Kumpeline nach Hause fuhr, bzw. abholte und uns ins Tierheim brachte, damit niemand schimpfen konnte, dass der Weg zu weit sei.

Meine Kumpeline kämpfte schließlich um mich, was auch immer als Kritik kam, sie hatte sich genau überlegt, was sie tat und auch Lösungen parat. Stellt euch vor, die hat sogar noch mehr Bücher gewälzt und sich Videos über Hundesprache, Hundeverhalten, Hundeerziehung ohne Ende angeschaut – dachte wohl, dass dies ihr hilft. Sie hat auch mal ein Seminar über „nonverbale Tierkommunikation“ besucht, war begeistert und versucht möglichst über Körpersprache mit mir zu kommunizieren, weniger mit Worten. Naja, klappt mal und mal nicht, liegt aber nie an mir, echt nicht.

Becks und Max

Jetzt bin ich ca. zwei Wochen bei ihr und so langsam wird sie lockerer. Sie muss echt noch an einigen Dingen arbeiten, muss cooler bleiben, sich nicht so schnell aufregen und verzweifeln, wenn ich mal wieder nicht weiterlaufen will, dann ein Meter laufe, dann stoppe, dann mit leichtem ziehen wieder einen Meter, wieder stoppe. Aber was will sie denn? Sie bekommt ja kein Überraschungspaket, immerhin weiß sie ja mittlerweile was den Charakter eines Akitas ausmacht.

Und sie selbst hält ja auch nichts von dem so genannten „Kadavergehorsam“. Mit Max verstehe ich mich echt gut, bin halt nicht der Typ, der da schwanzwedelnd wie ein Irrer herumschlawenzelt und Juchhu schreit.

Hey, ich habe als Akita schließlich ’nen Ruf zu verlieren, ist das klar? Aber ich schmuse viel mehr mit meiner Kumpeline, sie scheint immer total davon angetan und überrascht, meint so kenne sie mich ja gar nicht. Aber wie denn auch, ich hatte ja vorher nie die Chance und Gelegenheit, mich von all meinen Seiten zu zeigen.

Letztens haben wir eine Mopsdame getroffen, die liebt wohl den Max und der mag sie auch. Meine Kumpeline war dann mal ganz mutig und hat mich an ihr schnuppern lassen. Okay, es war der allererste direkte gewollte Kontakt mit einem fremden Artgenossen seit sie mich kennt. Die Mopsdame ist eigentlich ganz niedlich, aber ich würde mich nie dazu herab begeben, dies zu deutlich zu zeigen: kurz schnuppern, okay befinden und dann wieder lässig und gekonnt ignorieren.

Ja so sind wir eben. Ich fühle mich ganz wohl hier, .kann endlich „runterkommen“, den Tierheimstress von mir lassen und meinen Ruhestand genießen.

Ach und was andere Personen betrifft, meine Kumpeline tut so, als wäre sie mein Bodyguard. Könnt ihr euch das vorstellen? Als ob ich mich nicht selbst verteidigen könnte …andererseits … VIPs haben ja auch Bodyguards. Sie bleibt cool, wenn Leute sie auch auf mich ansprechen, sagt aber auch, sie sollen mich nicht anfassen, weil ich das nicht mag.

Ihr Menschen möchtet doch auch nicht einfach von jedem angetatscht werden, dann holt euch eben einen dieser Hunde, die wie Roboter einfach alles tun, was das Herrchen befiehlt, ob nun sinnvoll oder nicht.

Akitas haben Charakter und brauchen daher auch Menschen mit Charakter, aber psst, nicht meiner Kumpeline weitersagen, sonst wird die mir noch zu eingebildet. Sie ist immerhin auf dem richtigen Weg.

Ich wünschte mir sehr, dass noch andere arme Notakitas ein Zuhause finden, so schwer kann es doch nicht sein, man sollte sich eben mit dem Thema Akita auseinandersetzen, Kenner der Rasse kontaktieren, Infos einholen Im Internet hat meine Kumpeline viele tolle Tipps gefunden, und grundsätzlich muss klar sein, dass wir keine Hunde sind, die Herrchen oder Frauchen suchen, sondern eine Partnerschaft, die auf Liebe, Vertrauen, aber auch Charakterstärke beruht.

Man kann auch bei einem Akita „fast“ alles erreichen, wenn man genug Geduld und Verständnis für unsere Rasse mitbringt oder sich aneignet.

Ich grüße Euch alle

Euer Becks

Die Sicht von Kumpeline

Becks lebt jetzt seit ca. zwei Wochen bei mir und meinem unkastrierten Rüden Max.

Ich komme mir immer noch vor, wie im Traum, denn ich hatte mir selbst erst nicht genug zugetraut. Dank meines Traumhundes Max und Dank Becks Bemühen und seiner Geduld mir immer wieder verzeihen, wenn mir mal der Geduldsfaden riss, konnten wir es versuchen, zu dritt das Leben zu genießen.

Es kam nicht aus heiterem Himmel. Ich kenne Becks schon länger, auch seine traurigen Geschichten. Zweimal unschuldig im Tierheim gelandet, und leider auch dort viel zu oft verkannt, selbst von Hundetrainern oder selbst ernannten Hundeprofis.

Der Wunsch Becks zu helfen, war natürlich schon immer da, aber ich hatte nie gedacht, dass es möglich wäre. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Becks und Max kannten sich schon ohne direkten Kontakt, denn wenn ich Becks Gassi führte, dann habe ich meinen Hund Max in der Zeit in seinem Zwinger „deponiert“. Die Hunde sind sich da zwar nie direkt begegnet, aber Hunde kommunizieren ja viel auch über Geruch.

Außerdem trage ich als Frauchen von Max ja auch seinen Geruch an mir. Dann habe ich bewusst auch mal Max in den Zwinger von Becks gebracht, dass es Becks sehen sollte. Ich wollte testen, wie er dann reagiert. Bei Max wusste ich, dass er nichts macht, nicht mal bellt.

Becks stellte dann wohl auch fest, dass Max keine Konkurrenz in seinen Augen ist. Als ich merkte, dass Becks ihn zumindest ignorierte und nicht anbellte, war ich bereit, einen Schritt weiter zu gehen.

Deswegen halfen mir andere Ausführer, welche mit mir zusammen Gassi gingen, meinen Max führten, und ich ging mit Becks vornweg.

Becks interessierte sich überhaupt nicht für Max. Soweit so gut. Natürlich wäre mir am liebsten, wenn Becks schwanzwedelnd voller Freude auf Max zugegangen wäre. Aber wenn man bedenkt, dass Becks all die Jahre im Tierheim nie direkten Kontakt mit anderen Artgenossen hatte, immer allein im Zwinger lebte, nicht mal bei Hündinnen Freude zeigte, dann war es wirklich super, dass er hier einen unkastrierten Rüden akzeptierte.

Okay, Becks ist kastriert, aber deswegen weiß er ja immer noch, dass er ein Rüde ist. Diese Erfahrungen hatte er ja gemacht, bevor er kastriert wurde, also kennt er natürlich den Unterschied zwischen einer Hündin und einem Rüden. Zur Sicherheit halte ich Becks erst mal nur in einem Zimmer, da ich eine kleine Zweizimmerwohnung habe.

Klar, es ist nicht ideal, ich würde mir auch was Besseres für die Hundis wünschen, aber immer noch besser, als im Tierheim. Becks und mein Max sind keine Junghunde mehr, sie zählen zu den Senioren und schlafen auch sehr viel.

Ansonsten gehen wir auch gemütliche Gassirunden. Und abends und auch zwischendurch kuscheln wir alle zu dritt bei Becks. Da Becks dazu neigt, mich zu verteidigen, halte ich das vorerst für einen sinnvollen Schritt. Wenn Besuch kommt, dann hat dieser keinen direkten Kontakt mit Becks.

Becks kann den Besuch sehen, der Besuch auch Becks und ich erlaube auch dem Besuch dem Hund ein Leckerchen zu geben, um Becks dadurch positiv zu stimmen. Durch das Kindergitter wird Becks im Zimmer gehalten. Natürlich könnte er mit seiner Kraft dies umreissen, aber er akzeptiert es, weil ich damit die Grenzen abgesteckt habe. So denke ich, ist es besser für den Hund. Würde ich ihn in beide Zimmer lassen, die auf Dauer zu klein und eng für zwei Hunde sind, könnte es vielleicht doch passieren, dass sich Becks provoziert fühlt, falls Max an ihm vorbei will.

Wenn Besuch käme, müsste ich Becks wieder „wegsperren“, dann würde er das jedes Mal mit dem Besuch verbinden und eben das soll ja nicht geschehen. Ich habe bewusst Bekannte und Freunde gebeten, mich gleich am Anfang zu besuchen, nicht erst wenn der Hund sich eingelebt hat und dann vielleicht zu selbstsicher wäre.

Von Anfang an müssen die Grenzen gesetzt werden. Erweitern kann man Grenzen später je nachdem immer noch, aber dem Hund wieder etwas wegnehmen, ist umso schwieriger und natürlich psychisch für den Hund nur schwer nachvollziehbar.

 

Becks

Becks ist richtig schmusig geworden. Im Tierheim ging er oft von mir weg, wenn ich ihn so richtig schmusen wollte, als ob er darauf keinen Bock habe. Jetzt hier bei mir sucht er regelrecht die Schmuseeinheiten.

Ich weiß nicht, ob es typisch für Akitas ist, aber was noch sehr auffällig bei Becks ist: wenn er körperliche Beeinträchtigungen hat, jammert er nicht mal, das macht es oft schwer, den Leuten zu erklären, dass man denkt, es geht dem Hund nicht gut.

Aber wenn es um psychische Dinge geht, wenn er mich zum Beispiel im Tierheim begrüßte, wenn ich kam oder wenn er was will, sei es essen oder Zuwendung, dann „gurrt“ er wie eine Taube. Ich finde einfach keinen anderen passenden Vergleich. So ein großer Hund macht dann solch piepsigen Geräusche.

Ganz wichtig für unser harmonisches Zusammenleben ist das gegenseitige tiefe Vertrauen. Alle Hunde kommunizieren am liebsten über Körpersprache und als Mensch sollte man dies möglichst auch am meisten verwenden. Gerade welche „Energie“ man ausstrahlt, ist maßgeblich für das Verhalten des Hundes.

Bei Becks als Vertreter der Rasse Akita habe ich schon immer gespürt, dass er besonders sensibel ist. Wenn ich rabiat an der Leine rucke, erreiche ich nicht viel, eher noch mehr „Bockigkeit“ Aber wenn ich die Leine wie einen „Sender“ benutze, mit meinem Körper mich deutlich der Richtung zuwende, in die ich gehen will, dann funktioniert dies oft wunderbar.

Manchmal hilft es auch, dass ich „auf der Stelle laufe“, wenn Becks mal wieder nicht will.

Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass ich ihn austrickse, er denkt, okay die läuft ja, bleibt nicht stehen, also setzt sie sich durch – oder ob es dann meine „Energie“ ist, die ich damit ausstrahle, was mich selbstbewusster macht.

Wenn ich früher im Tierheim Becks an den vielen motzigen Hunden vorbeiführen musste und Sorge hatte, dass ich Becks nicht halten kann, bzw. er ggf. Übersprungshandlungen zeigen würde, fing ich an irgendwas belangloses lustiges zu singen und es half. Sicher nicht, weil Becks meinen Gesang so toll findet, sondern eher, weil ich mich selbst damit mehr beruhigt habe als den Hund. Aber indem ich ruhige Ausstrahlung zeigte, konnte Becks auch ruhig sein und mir die Verantwortung überlassen.

Gerade bei einem Akita denke ich, ist die wichtigste Arbeit gar nicht so sehr am Hund, als viel mehr an sich selbst, wenn man nicht gerade der geborene Buddhist ist.

Becks und Max

Habe mir manchmal echt gedacht: Oh man, für Becks wäre der perfekte Partner/Führer usw. ein Mönch, der einfach nur Ruhe, Frieden und Selbstsicherheit, Gelassenheit ausstrahlt und nicht vorher schon schlottert, wenn ihm ein freilaufender Hund entgegenkommt.

Ich bin so dankbar und froh, dass ich die Chance bekomme, dieses wunderbare Wesen kennenzulernen und mit ihm leben zu dürfen. Mit Fug und Recht muss ich sagen, dass ich mit Sicherheit viel mehr durch Becks als Akita gelernt habe als er von mir.

Ich hoffe, dass die Leute endlich begreifen und erkennen, dass der Begriff „stur“ einem Akita überhaupt nicht gerecht wird. Diese Hunde haben eben ihren eigenen Kopf, sind sehr autark. Aber wer früher gezüchtet wurde, um Bären zu jagen, kann ja auch nicht warten, wenn er vorm Bären steht und dann sagen „äh, Du warte mal, bis mein Herrchen angehechelt kommt, damit er mir sagt, ob ich angreifen oder fliehen soll“.

Jeder Interessent sollte sich darüber im Klaren sein, dass man auf keinen Fall mit Gewalt versuchen sollte, etwas zu erreichen. Man kann dann zwar vielleicht den Willen des Tieres brechen, aber dann bricht man auch das Band des Vertrauens und der tiefen Verbundenheit und hätte nur einen unglücklichen Hund, der ohnehin immer wieder versuchen würde, sich im Zweifelsfall doch durchzusetzen.

Ich kann nur ganz stark „Körperarbeit“ empfehlen, vor allem auch die eigene. Seminare besuchen, Bücher lesen, sich im Internet informieren, sich damit auseinandersetzen. Es lohnt sich so oder so.

Ich wünsche allen armen Socken wenigstens eine Chance und dass sie nicht verkannt werden.

Im November 2012,
Katharina Zeitz

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