Trauriges Ende eines
total verkorksten Akitalebens

Bericht über den vermittelten Nothund Yuki2

Yuki2
Yuki2 suchte ein neues Zuhause (2013)

Im Oktober 2013 fand der 3-jährige Akita-Rüde Yuki2 ein neues Zuhause.

im Januar 2014

Sonntagmittag wurde Yuki eingeschläfert. Yuki war ein zauberhaft anzusehender Akita Langhaar-Rüde. Leider war sein Verhalten weniger zauberhaft, sondern bedrohlich, sogar gefährlich.

Wie so oft bei diesen „Zeitbomben“ lag die Ursache nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Dazu kamen viele Begebenheiten, die so nicht hätten sein müssen, sondern einfach falsch gelaufen sind.

Yuki erblickte das Licht der Welt bei einem sehr speziellen Züchter im Harz. Dieser Züchter hat ein Wachdienstunternehmen und „produziert“ Malinois und Akitas für den Schutzdienst. Schon in der Frühprägung lernen solche Hunde Dinge, die ihnen ein Leben außerhalb dieser speziellen Aufgabe in einer „normalen“ Umwelt sehr erschweren oder sogar unmöglich machen.

Jeder, der sich ein wenig mit Hunden auskennt, weiß, dass Malinois Arbeitshunde sind, die sich ausgebildet besonders gut für den Schutzdienst eignen.

Nur Leute, die sich intensiver mit Akitas befassen, wissen, dass Akitas sich überhaupt nicht für den Schutzdienst eignen. Verantwortungsvolle Züchter raten strengstens davon ab Akitas für den Schutzdienst abzurichten. Im Gegensatz zu Malinois sind Akitas dann unberechenbar und gefährlich. Diesen Züchter kümmerte das wenig.

Wenn Hunde als reine Waren und Instrumente produziert werden, was macht der Züchter mit „Ausschussware“ wie einem Langhaar-Akita? Er sucht Abnehmer, die mit seiner normalen Klientel, nämlich Schutzdienstlern, nichts zu tun haben. Dass die Abgabe solcher Hunde an Privatpersonen gemeingefährlich ist, kam dem Züchter nicht in den Sinn.

Dies geschah mit Yuki. Yuki kam als Welpe mit 10 Wochen zu einer neuen Besitzerin, die Wert auf einen wachsamen Hund legte. Leider war die neue Besitzerin völlig unbedarft was Hunde anging und ihr Lebenspartner gänzlich uninteressiert an Hunden. Zwar hatte sie bereits Hunde, aber die liefen immer so nebenher. Sie hatte weder Kenntnisse über artgerechte Hundeaufzucht und Hundehaltung noch über die sehr spezielle Rasse Akita. Auf die Idee sich über diese Rasse zu informieren kam sie nicht.

Die neue Besitzerin erfuhr, dass sowohl Yukis Vater als auch sein Onkel sich von niemandem anfassen ließen, aber das gab ihr nicht zu denken.

Die neue Besitzerin mochte Yuki zwar gern, als er aber mit 6 Monaten die im Haushalt lebende Huskyhündin biss, wurde Yuki draußen auf den Hof verbannt. Kein Wunder, dass Yukis zweifelhafte Ausrichtung bei dieser Lebensweise verstärkt wurde. Schon bald konnte niemand mehr Hof und Haus betreten ohne von Yuki attackiert zu werden.

Yuki bekam keine Möglichkeit Sozialverhalten bezüglich anderer Hunde zu lernen. Keine Welpenspielstunde, keine Hundeschule, die ja gerade bei Akitas wichtig für die Prägung des Sozialverhaltens sind. Traf er auf  andere Hunde, ging er ab „wie eine Rakete“ und kriegte sich schwer wieder ein.

Besucher durften nicht zu Yuki auf den Hof, damit niemand zu Schaden kam.

Yuki2

Der Hund muss weg

Yuki wurde drei Jahre alt und erwachsen. Mit seinem Frauchen war er freundlich und schmuselig, aber alle anderen Personen, auch den Lebenspartner, sah Yuki als Bedrohung an, vor der er Frauchen schützen musste. Die Lebensumstände der Besitzerin änderten sich: der Lebenspartner zog aus und die Besitzerin suchte sich eine Arbeit.

Yuki konnte nicht ohne Aufsicht bleiben: also musste der Hund weg. Die Besitzerin suchte ein neues Zuhause durch vielfältige Anzeigen mit einer Beschreibung, die alle negativen und gefährlichen Aspekte verschwieg: eine Zeitbombe vermittelte sie als Knallfrosch.

Schließlich kontaktierte sie Akita in Not. Aus ihrer Beschreibung von Yuki konnten wir zwar erkennen, dass Yuki keine Erziehung erhalten hatte, aber Yukis übersteigerten höchstgefährlichen Schutztrieb erwähnte die Besitzerin mit keinem Wort.

Yuki wurde an eine Familie mit zwei kleinen (!) Kindern vermittelt. Nach einer Woche gab die Familie Yuki zurück, weil er nach der Hand eines Kindes geschnappt hatte, als dieses mit Essbarem in der Hand vor ihm stand. Gott sei Dank wurde niemand in der Familie verletzt.

Als nächstes wurde Yuki an einen alleinstehenden Herrn – wie es scheint ohne Hundekenntnisse – vermittelt. Der gab Yuki nach vier Wochen zurück, weil Yuki auf skatebordfahrende Jugendliche losgegangen war. Seine Nachbarn liefen Sturm gegen Yuki und verlangten dessen Einschläferung.

Bei seiner letzten, dritten Vermittlung im Oktober 2013 kam Yuki zu einer sehr engagierten Familie. Auch hier verschwieg die Vorbesitzerin trotz ausführlicher Fragen zu Yukis Wesen seine brisante Herkunft und sein problematisches Aufwachsen. Erst im Nachherein erfuhr die Familie stückchenweise die brisanten Fakten. Hätten die neuen Besitzer bei der Übergabe davon gehört, sie hätten Yuki niemals zu sich genommen.

Die neue Familie kümmerte sich mit viel Geduld und Zeit um Yukis Erziehung. Es gelang ihnen Yuki Grenzen zu setzen, zum ersten Mal in seinem Leben. Trotzdem erklärte die Hundetrainerin nach einigen Übungsstunden im November 2013, dass Yuki ein zutiefst gestörter Hund ohne jegliches Sozialverhalten sei – und dass es quasi unmöglich sei, die in seiner Welpenzeit unterlassene Prägung durch Erziehung wieder gut zu machen.

Zugleich erlebte die Familie Yukis anderes Potential: er war für sie immer ein toller loyaler Hund. Beim Knuddeln war Yuki „gerecht“ und verteilte seine Sympathien gleichmäßig an Frauchen und Herrchen. Morgens kam schwanzwedelnd auf sie zu und hielt grunzend seine Schnauze hin.

Diese Widersprüche in seinem Wesen machten den Besitzern sehr  zu schaffen. Sie vereinbarten mit dem Hundeexperten Thomas Baumann einen Termin im Januar 2014 für einen Wesenstest.

Ende Dezember 2013 eskalierte die Situation. Yuki biss die erwachsene Tochter während ihres Weihnachtsbesuchs ohne jegliche Vorwarnung ins Gesicht. Sie musste in der Notaufnahme versorgt werden und wurde wegen der Schwere der Verletzung wochenlang krank geschrieben.

Die naive Vorbesitzerin war von den Geschehnissen geschockt, aber zurücknehmen wollte sie Yuki nicht.

Tierheim oder Einschläfern

Nach drei langen Telefongesprächen mit kompetenten Akita-Leuten blieben nur noch zwei Möglichkeiten: entweder Abgabe ins Tierheim oder Einschläferung. Ein verantwortungsbewusstes Tierheim  hätte Yuki wohl nie vermitteln können. 10 Jahre Frust im Käfig wollten die Besitzer Yuki nicht zumuten, dafür hatten sie ihn zu lieb. So trafen sie die Einscheidung: Einschläferung.

Die Besitzer:

„Nach der Trauer machte sich die ganze Sinnlosigkeit ins uns breit, die Yuki wohl sein ganzes Leben begleitete. Im Grunde ging alles schief, erst die Linie, welcher er entstammt, dann die falsche Frühprägung und später die unsinnige Haltung allein auf dem Hof.

Trotz aller Wut, Trauer und allem Frust sind wir dankbar, dass wir ihn hatten. Wenn er nur mit uns zusammen war, hatten wir einen tollen Hund – so stell ich mir einen Hund in allen Phasen vor. Auch meinen wir, dass er wohl die schönsten 11 Wochen in seinem Leben bei uns hatte, endlich ein Rudel und Menschen, die sich für ihn interessierten und sich mit ihm beschäftigten. Auch sind wir dankbar für alles, was wir mit ihm und durch ihn gelernt haben. Hundert pro sind wir nicht fehlerfrei und haben sicher auch welche gemacht – aber unterm Strich sind wir uns einig, dass wir schon ganz gute Rudelführer sind. Und ich glaube auch, dass Yuki uns selbst für die kurze Zeit einiges zugestanden hat.“

Mit der Anschaffung eines neuen Hundes wollen sie sich nun Zeit lassen.

Yuki2
Ein Foto vom Yuki fand einen Ehrenplatz

im Januar 2014,
Beate Pürner, Akita in Not

siehe auch

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